Chronik von Karsdorf

 

Die Ortslage des ehemaligen Waldhufendorfes fällt von Nordost nach Südwest von 400 auf 350 Meter ab. Heidemühle und Oelsabach liegen gar nur bei 320 Metern.
Die erste Erwähnung geht auf das Jahr 1478 als Windisch Karschdorff zurück.
Die Schreibweise des sorbwendischen Namens wurde mehrmals geändert, doch erhielt nach dem Ort, 1530 Windischs Karschdorff genannt und noch 1937 Wendischcarsdorf geheißen, eine bekannte geologische Störung, die Wendischcarsdorfer Verwerfung ihren Namen.
Über Jahrhunderte prägten Ackerbau, Obstbau und Schafzucht den Ort.
1699 wurde das Weidegut gebaut und 1720 bildete man aus 4 Hufengütern und
einer Gartennahrung das Freigut, zu welchem eine grolle Schäferei und eine Ziegelei gehörten.
Später entstanden Bauernhöfe und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch eine Stuhlfabrik und eine Strohutfertigung. Als Nebenerwerb erzeugte man im Ort Sauermilchkäse. 1905 wurden 10 bäuerlich Betriebe benannt. Eine der Käsereien hat sich in alter Familientradition bis heute erhalten.
1907 erfolgte die Gründung einer Weidegenossenschaft. Dieses mit Schilf gedeckte Gut wurde wegen Baufälligkeit vor ca. 30 Jahren abgebrochen.

Zur Gemarkung Karsdorf zählt die 12 km² umfassende Dippoldiswalder Heide mit Kulturdenkmalen wie der Barbarakapelle, Einsiedlerstein, Steinernen Messer und Wolfsäule.

Die Barbarakapelle trägt den Namen der Schutzheiligen der Bergleute und wurde von dem Dippoldiswalder Berg- und Schloßherrn Sigismund von Maltitz errichtet, der 1507 das Naßpochwerk zur Erzaufbereitung erfunden hatte. Das in der Kapellenruine noch vorhandene "Vorhangbogenfenster" deutet auf die Erbauung dieses Gebäudes um 1500 hin. Wahrscheinlich hat der Kapellengeistliche in einer Klause gewohnt, die über der neben der Kapelle befindlichen Quelle (Antoniusbrunnen) errichtet und vom Kapellenschiff aus zugänglich war.
1525 starb der Kapellenstifter. Sein verwitterter Grabstein gelangte auf Umwegen in die Dippoldiswalder Nikolaikirche, wo er noch heute zu sehen ist. Nach dem Tod des Stifters verfiel die Kapelle allmählich und wurde 1539 von den Söhnen des Sigismund von Maltitz - Heinrich und Johann von Maltitz - vollends zerstört, weil der letzte Kaplan Haubitz die Bergleute "im geheimen Tun" zum evangelischen Gottesdienst berief. 1881 wurde die vollkommen verfallene Ruine wieder instandgesetzt und im Chor der Spruch angebracht: "Was uns das Alter vererbt, schone das junge Geschlecht!" - Eine Mahnung an alle Besucher dieser Stätte.

Am Einsiedlerstein soll sich die Klause des Einsiedlers Dippold befunden haben. Die Sage bringt ihn mit der Gründung des nahegelegenen Dippoldiswalde in Zusammenhang. Viele Forscher und Chronisten haben sich bemüht, Licht in das Dunkel dieser sagenumwobenen Stätte zu bringen. Erst dem verdienstvollen Heimatforscher Kurt Ullrich ist es 1940 bei Grabungen gelungen, neben einer Unmenge von Keramikscherben eine Münze mit der Jahreszahl 1542 zu bergen. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Vorgeschichte wurden ausgedehnte Grabungen vorgenommen, die Klause des Einsiedlers freigelegt und die Reste der unmittelbar danebenliegenden Katharinenkapelle vermessen.
Auch die Hainsberger und Rabenauer Heimatforscher (wie Rudolph und Käsemodel) haben sich um die Entschleierung der Geheimnisse des Einsiedlersteins sehr verdient gemacht. Neben der in den etwas tiefer liegenden Felsen eingebetteten "Küche" des Einsiedlers liegt der jetzt vermauerte Eingang zur Höhle, die der Sage nach Zutritt zu einem Stollen ist, der bis nach Rabenau und Dippoldiswalde geführt haben soll. Unterhalb des großen Einsiedlersteins, der gern zu Kletterübungen genutzt wird, weisen alte Einmeißelungen auf früheren Bergbaubetrieb (Einsiedlerschurf, 1601) hin.

Von der Barbarakapelle aus führt ein schmaler Waldweg zum alten Marktsteig, und nach etwa 300 m kommt man an einer "Salzlecke" vorbei. Dies ist ein sandsteinerner, etwa 2 m großer "Trog", einer von dreien, die August der Starke in der Dippoldiswalder Heide für das Wild aufstellen ließ.
Nach etwa 1 km Wegstrecke kommt man zur Straßenkreuzung der Verbindungsstraße von Malter zur Heidemühle. Dort steht das "Steinerne Messer". Es soll mit dem 1502 erfolgten Priestermord in Verbindung stehen. Der Chronist Knauth erinnert an gewisse Zusammenhänge in den "Exzessen der losen Priesterschaft" im Jahre 1530. Dieses Steinkreuz wurde zur Sühne an eine an diesem Ort geschehene Bluttat errichtet. Mag sein, daß es sich um den erwähnten Priestermord handelt, andere deuten es als Unfall eines Rabenauer Fleischers, der auf dem vereisten Weg ausrutschte und in sein Schlachtermesser fiel. Wieder andere deuten es als Sühne für einen Mord an einer Frau, die von zwei Fleischern erstochen wurde. Bereits 1572 wird es als "Steinern Kreuz" im "Kurfürstlichen Waldzeichenbuch" erwähnt. Dieses Steinkreuz wurde später als Wegsäule genutzt, wobei beide Arme abgeschlagen wurden, und zur Orientierung war auf der Vorderseite oben links ein H und auf der Rückseite oben rechts ein N eingemeißelt worden. Erst 1785 wird es im Waldzeichenbuch als "Steinernes Messer" bezeichnet.
Unweit des "Steinernen Messers" liegt ein weiteres Kreuz, das "Findlingskreuz" aus Sandstein in Richtung Einsiedlerstein. Der Name des Kreuzes geht darauf zurück, daß einst nach der Schneeschmelze an dieser Stelle ein unbekannter Toter aufgefunden wurde.
Ca. 200m weiter in Richtung Malter, kommt man zur "Wolfssäule". Sie erinnert daran, daß bei einer Jagd im Jahre 1802 der letzte Wolf, der in der Heide "aus- und eingetrabt" ist, erlegt wurde. Die Inschrift lautet: "Ohnweit von hier in der Goldgrube (unterhalb der Sperrmauer der Talsperre Malter mündet der Goldborn in die Weißeritz) ist den 6. März 1802 ein Wolf, der seit 5 Jahren aus- und eingetrabt ist, 203 Pfund gewogen hat, in einem aufgestellten Jagen geschossen worden. Dieser Jagd haben beigewohnt der Herr Ober-Hof-Jägermeister von Preuß . . ." usw.

Der Heidemühlenteich wurde für Wander-, Bade- und Campingfreunde 1968 als Naherholungszentrum ausgebaut

Die heutige Gaststätte Heidemühle besaß früher ein Mahlwerk und ein Gatter. 1813 quartierte sich Napoleon im Hause ein.
Laut geschichtlicher Überlieferung hat der französische Kaiser von hier aus seine letzte erfolgreiche Schlacht bei Reichstädt geschlagen.

Karsdorf, das von jeher dem Kirchspiel Possendorf zugeordnet ist, war bis 1971 eine selbständige Gemeinde, wurde dann Oelsa angegliedert und ist heute ein Ortsteil von Rabenau.

Fanny Leibiger, Einwohnerin von Karsdorf, hat 2008 im Rahmen Ihres Geograpiestudiums eine kleine Arbeit über siedlungsgeographische Aspekte Karsdorfs geschrieben. Die sehr interessante Arbeit können Sie hier abrufen.